Die TuS Kirn hat eine Vereinsmanagerin: Jennifer Bauer (34) ist seit September halbtags in der Geschäftsstelle in der Turnstraße für die Vereinsorganisation und -entwicklung zuständig. „Sie unterstützt den Vorstand, betreut die Öffentlichkeitsarbeit, setzt Projekte um,“ beschreibt TuS Vorsitzender Simon Holzhauser bei ihrer Vorstellung im Gespräch mit unserer Zeitung das weite Arbeitsfeld. Jennifer Bauer hat den Beruf der Steuerfachangestellten gelernt, zwei Jahre als Buchhalterin gearbeitet. „Nur Buchhaltung“ sei ihr zu eintönig gewesen, sagt sie. Sie schwenkte um in Richtung Sport, holte das Abitur nach, stieg bei Mrs. Sporty in Kirn ein, absolvierte ein duales Studium mit Abschluss Gesundheitsmanagement (2013), war dann ein Jahr Klubmanagerin. Als sich dann die Kinder (heute drei und fünf) ankündigten, reduzierte sie ihre Tätigkeit im Sportstudio auf eine Aushilfstätigkeit.
Und dann kam die TuS. Von Svenja Buß darauf angesprochen, bewarb sich Jennifer Bauer um die ausgeschriebene Stelle und bekam sie. Neben der fachlichen Qualifikation (Verwaltung und Sport) dürfte wohl auch die eigene TuS-Vergangenheit eine Rolle gespielt haben. Jennifer Bauer, geborene Horlebein (Schloss Dhaun), war Schwimmerin bei der TuS, war wie Simon Holzhauser damals noch beim SSV Kirn aktiv, der in die TuS aufging. Als Leistungsschwimmer waren sie bis hin auf südwestdeutsche Ebene aktiv. Von daher fällt es Jennifer Bauer nicht schwer, sich in die TuS-Familie hineinzudenken. Sie startet gleich ein Projekt in der nahen Gymnastikhalle: Ein Mutter-Kind-Kurs (daraus könnte ein dauerhaftes Angebot werden) soll nach den Herbstferien beginnen. Angesprochen sind Mütter mit Kindern direkt nach der Schwangerschaft. Im Gespräch in der TuS-Geschäftsstelle kommt das Thema von der eigenen sportlichen Basis von Bauer und Holzhauser gleich auf das Thema Babyschwimmen. Da könnte schnell mehr aus dem Halbtagsjob werden, sagt Holzhauser und lacht. Jennifer Bauer müsse damit rechnen, dass der Vorstand übers Wochenende viele Ideen entwickelt. Ideen für die Weiterentwicklung der 1200 Mitglieder starken Gemeinschaft. In der Altersklasse bis etwa 15 und ab 50 sei man prima aufgestellt, bilanziert Holzhauser. Doch „dazwischen“ sei es mitunter dünn. Was kann man Leuten im „mittleren Alter“ anbieten, die nach Kirn kommen? Die Frage will man nachhaltig angehen. die Schwimmabteilung, die einst auch im Obersteiner Hallenbad trainierte und sogar Trainingslager unterhielt, ist weitgehend eingeschlafen. Basketball, Judo, es gäbe viele Möglichkeiten. Jetzt hat der erfolgreiche TuS-Kampfsportler Alexander Knopf eine Trainingsgruppe Kampfsport gegründet. Vielleicht gehe auch mal ein Selbstverteidigungskurs, überlegt Holzhauser. Er weiß aber auch, dass viele Trainer und Übungsleiter stark beruflich eingespannt sind. Mit der Verfügbarkeit von Trainern steht und fällt das Vereinsgeschehen, weiß er. Die Trainingszeiten in den Hallen seien schon irgendwie machbar, wenn es auch hier in Stoßzeiten oft eng wird, wie etwa im Schwimmbad, wenn es darum ginge, zusätzliche Trainingszeiten zu generieren.
Aber mit der Vereinsmanagerin sei schon ein entscheidender Schritt getan. Jennifer Bauer soll eruieren, was geht. Und es geht einiges im Verein, wie jetzt der Aufstieg der Handballmädchen in die Bundesliga beweist. Leistung hier, Gesundheits- und Freizeitsport da – das gilt es auszubalancieren. Natürlich kann ein Verein nicht, wie es Sportstudios teils praktizieren, ein Rund-um-die-Uhr-Paket schnüren. Aber dafür ist die TuS mit einem monatlichen Mitgliedsbeitrag trotz rückwirkender Erhöhung auf 6,50 Euro um ein Vielfaches Preiswerter.
In der TuS hatte man im Frühjahr überlegt, die Geschäftsstelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (Bufdi) zu besetzen, doch das hätte bei einem berufs- und vereinsfremden Einsteiger viel Zeit und Betreuung gekostet. So kann Jennifer Bauer aber ihre Vereins- und Berufskenntnisse sofort einbringen, den Vorstand entlasten. TV Oberstein, TV Bad Sobernheim und VfL Bad Kreuznach haben die Umstellung vom ehrenamtlichen Geschäftsführer auf professionelles Management ebenfalls vollzogen. Corona bringt derzeit noch etliche Einschränkungen, der Sportbetrieb läuft noch nicht ganz rund, und vor allem Veranstaltungen fehlen, aber bei der TuS ist man optimistisch, dass die Mana‐ gerin vom Fach für Aufwind sorgt.
Dieser Artikel ist am 16.09.20 im Öffentlichen Anzeiger erschienen, Redakteur Armin Seibert